Tätige Fluthilfe für Ahrweiler am 20.07.2021

In einer Videobotschaft von vertrauenswürdigen Leuten wurde um Hilfe für die Einwohner von Ahrweiler gebeten.

Wir sind deswegen mit Bagger, Kipper und allen möglichen Werkzeugen, Verpflegung und viel Kraftstoff um sechs Uhr morgens nach Ahrweiler losgefahren. Wir kamen mühelos durch und waren gegen acht Uhr vor Ort. Schon kilometerweit auf den überregionalen Straßen war eine braune Dreckschicht verteilt.

Der angegebene Treffpunkt war die Aloisius-Schule mitten in Ahrweiler.

Abbildung 1: Fremde Helfer beladen unser Gespann

Eine Gruppe Helfer aus Thüringen hatte direkt vor der Schule ein Nachtlager mit großem Zelt aufgeschlagen. Sie sahen sehr organisiert aus, so dass wir uns zu ihnen gesellten und bei einem kleinen Frühstück die anderen kennen lernten. Sie waren schon vor drei Tagen aus Thüringen gekommen, hatten mehre LKW, Geländefahrzeuge, Bagger, Pumpen und viel Kraftstoff mit.

Abbildung 2: Fußweg, durch Fahrzeuge und Unrat komplett blockiert

Wir erfuhren, dass das Krisenzentrum vom „Veteranen-Pool“, einer Organisation von ehemaligen Angehörigen der Streitkräfte errichtet worden ist. Es handelt sich also um keine professionelle Rettungseinheit, sondern um private Leute, die aus eigener Initiative den Opfern helfen wollen.

Um 10 Uhr sollte eine große Lagebesprechung sein. Bis dahin war noch Zeit, so dass wir unseren Bagger abluden und zusammen mit der Gruppe aus Thüringen anfingen eine Hauseinfahrt in der angrenzenden Straße freizuräumen. Die Atmospähre die dabei herrschte war so edel, vertrauensvoll und gemeinschaftlich, so dass wir unser Gespann mit Kipper ohne große Bedenken einem völlig unbekannten anderen Helfer überließen, so dass dieser mit weiteren Gruppenmitgliedern die Schuleinfahrt damit weiter frei räumen konnten.

Wir begaben uns auf den Weg zu unserem ersten Einsatzort und waren entsetzt von dem Ausmaß der Zerstörung. Eine Welle war so heftig durch die Straße geflossen, so dass alle dort stehenden Fahrzeuge mitgerissen worden waren und woanders hingeschwimmt und zum Teil aufeinander gestapelt worden waren. Unmenge von Unrat waren mehrere Meter hoch gestapelt und lediglich beiseite geschoben worden, so dass die Straße zum Teil noch befahrbar gewesen ist. Eine bis zu 30cm hohe Schlammschicht bedeckte die Straße. Die Gefahr von Reifenschäden ist sehr groß gewesen.

Abbildung 3: Unsere erste Aufgabe, Garage freiräumen

Die Erdgeschosse der Häuser waren ca. 2 Meter überschwemmt. Fenster und Türen waren eingedrückt und verzogen.

Einwohner die sich selbst helfen oder Handwerker beauftragen konnten, hatten aus Angst vor Schimmel bereits begonnen die Erdgeschosse zu entkernen. Der entstehende Bauschutt landete zusätzlich auf der Straße.

Die Keller waren mit einer ca. 30cm hohen Dreckschicht gefüllt und standen zusätzlich unter Wasser.

Die Garageneinfahrt haben wir mit dem Bagger freigeräumt. Allerdings wurde dabei eine Hydraulikschlauch beschädigt. Glücklicherweise hatte die Firma Hansaflex ihre Monteure angewiesen, alle Notreparaturen unentgeltlich durchzuführen und zufällig fand sich ein Monteur ein, so dass uns schnell geholfen wurde. Da kamen Freudentränen auf.

Das Wasser aus dem Keller konnten wir mit einer großen Pumpe abpumpen, nachdem wir den Gulli unter dem Trümmerfeld freigelegt hatten.

Inzwischen war es 10 Uhr und im Krisenzentrum in der Schule begann die Einweisung der Helfer. In der Schule waren massenweise Getränke, Süßigkeiten, Fertiglebensmittel, Schaufeln, Besen, Schwabber, Eimer usw. gespendet worden. Es gab allerdings keinen Strom, obwohl ein Notstromaggregat der Bundeswehr vor Ort war. Es fehlte aber die Vebindungstechnik. Fließendes Wasser war auch nicht vorhanden, allerdings waren zig Kubigmeter mit Gebrauchswasser abgefüllt worden.

Beim Einweisungsgespräch waren ca. 100 Helfer anwesend. Diese wurden über Sicherheitsaspekte informiert, insbesondere dass Häuser einsturzgefährdet sein können und das Leichen zu erwarten sind. Es wurde auf drohende Verrattung und Gefahren durch Keime aufmerksam gemacht.

Dann wurden die Helfer nach Fähigkeiten wie Bauwesen, Instandhalter, Medizinische Berufe, Sicherheitspersonal, Organisatoren und Ingenieure in Listen erfasst.

Nach der Einweisung setzten wir unsere begonnene Tätigkeit an unserer ersten Einsatzstelle fort. Wir setzten das Haustürschloss instand, so dass die Tür wieder verschlossen werden konnte.

Die Hauseigentümer erzählten uns, dass sie Glück gehabt hätten, weil sie die Flutwelle gehört hatten und sich rechtzeitig in das Obergeschoss retten konnten. Einigen Nachbarn gelang das nicht und diese sind im Erdgeschoss ums Leben gekommen und seitdem noch nicht geborgen worden.

Erstaunt hat uns, dass die meisten Leute ihr komplettes überflutetes Inventar entsorgen, obwohl große Teile davon wiederverwertbar wären und sie keinen Ersatz durch Versicherungen zu erwarten haben.

Abbildung 4: Dreck aus Keller auf Anhänger mit Eimerkette verladen

Als nächstes begannen wir den Dreck aus dem Keller zu befördern.

Da keine Schlammpumpe verfügbar war, musste dies händisch mit einer Eimerkette vollzogen werden. Ca. 15 Leute reichten die vollen Schlammeimer zum Anhänger durch und gleichzeitig die leeren Eimer wieder zurück.

Abbildung 5: Anhänger wird entleert, Eimerkette muss gestoppt werden

Der volle Anhänger wurde zur Hauptstraße gefahren und dort entleert, damit der Dreck dort von größeren Räumeinheiten entsorgt werden konnte.

Die Straßen sind permanent verstopft, ständig müssen parkende Fahrzeuge umgesetzt werden. Große Fahrzeuge müssen sich auf den verbliebenen Reststraßen durchschlängeln.

Das Ordnungsamt fährt mehrmals vorbei, kann aber nichts ausrichten, außer im Stau zu stehen und den Arbeitern zuzusehen.

Mitarbeiter einer auswärtigen Müllabfuhr inspzieren die Straßen. Sie haben aber nur die normalen Fahrzeuge zur Verfügung. Es fehlt ihnen an großen Radladern und Muldenfahrzeugen und ein Ort zum Abkippen.

Auch Militärfahrzeuge fahren ebenfalls durch die Straßen und beeindrucken mit ihrer Geländefähigkeit, indem sie über Lehm und Unratberge kraxeln.

Auch eine Polizeispezialeinheit für Beweissicherung und Festnahme ist aufgetaucht und schaut zu, wie der Verkehr ungeregelt zum erliegen kommt.

Über der Stadt kreisen Polizeihubschrauber und gelegentlich Transporthubschrauber die große Lasten befördern.

So stellt man sich den Ausnahmezustand vor.

Gegen 14Uhr ist Mittagspause. Ein Gulaschkanonen-Betreiber hat auf eigene Kosten die Helfer mit Erbsensuppe und Würstchen versorgt. Die Luft im Verzehrbereich ist allerdings etwas staubig, da der Hof immerzu gereinigt wird. Hoffentlich waren keine Bakterien im Staub.

Abbildung 6: Entleerter Anhänger wird durch verdreckte Straße zurückgefahren

Nach dem Essen kehren wir zurück zu unserer Gruppe. Dort herrscht Alarmstimmung. Die Antifa droht mit Anschlägen, weil unter den Helfern auch Teilnehmer von Querdenken-Veranstaltungen sind.

Der Verantwortliche des Krisenzentrums befindet sich in einem Dilemma. Die Privatfirmen die Material und Fahrzeuge gespendet haben, wurden ebenfalls von der Antifa darüber informiert. Ein Teil der Zuwendungen droht wegzubrechen. Andererseits stellt die bedrohte Gruppe einen beträchtlichen Teil seiner Einsatzkraft dar. Weiterhin geht das Gerücht um, das Ahrweiler zum Corona-Hotspot erklärt und komplett abgeriegelt werden soll und nur noch mit Quarantäne verlassen werden kann.
Es geht die Sorge um, dass man nicht rechtzeitig zum Arbeitsplatz zurückkehren kann und eventuell sogar seiner Einsatzmaterialien verlustig geht, wenn man in Zwangsquarantäne kommt.

Ein gerade aufgebautes mobiles Impfzentrum bestärkt dieses Gerücht.
Mehrere Helfer entschließen sich daraufhin zur Abreise.

Die Thüringer Gruppe will zunächst in einen anderen bedürftigen Ort fahren, der nicht zum Hotspot erklärt werden soll. Wir beschließen, uns ihnen anzuschließen.
Wir brechen unsere Hilfstätigkeit ab und beladen unser Gespann wieder. Die Anwohner sind fassungslos und den Tränen nahe, als wir ihnen die Umstände erklären. Sie verstehen die Welt nicht mehr.

Abbildung 7: Wasserwerfer voraus

Wir verlassen Ahrweiler durch die immer noch verschmutzten Straßen. Im Vergleich zu unserer Ankunft hat sich scheinbar nicht viel getan.

Vor einem Ausflugslokal sammeln wir uns und besprechen die Lage. Merkwürdigerweise kreist über uns den größten Teil der Zeit ein Polizeihubschrauber.
Während wir beraten, werden wir von der Wirtin des Lokals auf eine Runde Getränke und Bratwurst eingeladen, da sie den Helfern sehr dankbar ist. Das nehmen wir gerne an. Wir haben ca. ein halbe Stunde gesellig getrunken und die ersten Bratwürste nähern sich ihrer Fertigstellung, da kommt die Meldung, dass die Polizeispezialeinheit BFE in voller Stärke anrückt und die Gefahr von Schikanen oder anderen Behinderungen besteht.

Wir nehmen noch die fast fertigen Bratwürste auf die Hand und rennen zu unseren Fahrzeugen.
Das Betreiber-Ehepaar schaut uns mit ungläubigen Blicken an und versteht die Welt nicht mehr.
Auf dem Parkplatz verabschieden wir uns schnell von den anderen Helfern und treten die Rückfahrt an. Nach einigen Kilometern fährt tatsächlich die Polizeieinheit in entgegengesetzter Richtung an uns vorbei.

Auf der Rückfahrt kommen uns eine Kolonne von ca. 30 Fahrzeugen vom „Roten Kreuz“ entgegen und wir fahren eine ganze Zeit einem Polizeiwasserwerfer aus Sachsen Anhalt hinterher. Der Anblick seiner „Achterkanone“ ist respekteinflößend.

Auf der Rückfahrt erhalten wir die Nachrichten, dass die Talsperren immer noch komplett voll sind, nicht kontrolliert abgelassen werden und mit dem nächsten Regen am Wochenende die nächste Welle kommen kann.

Außerdem soll der Schlamm im Kanalsystem aushärten und dieses unausweichlich verstopfen.

Das sind alles keine guten Nachrichten. Ahrweiler wird noch viele Monate mit dieser Katastrophe beschäftigt sein.

 

Der Dampfer Unna wird verheizt

In der letzten Ratssitzung, in der der neue Haushaltsplan beschlossen wurde, soll Ratsherr Rudi Fröhlich von dem „trudelnden Dampfer Unna“ gesprochen haben … mit dem der Bürgermeister als Kapitän und der Stadtkämmerer als Heizer – der aber keine Kohlen mehr hat, sondern stattdessen tragende Schiffsteile herausreißt und diese dann verheizt – herumschippern.

Hätte eine Opposition etwas Derartiges formuliert, dann könnte man von einer Anklage sprechen, die erst noch zu beweisen wäre. Der Ratsherr Fröhlich ist allerdings Fraktionsvorsitzender einer der „Regierungsfraktionen“.

Es handelt sich also nicht um eine Anklage, sondern um ein Geständnis. Der Ratsherr gesteht, dass die Brennstoffplanung völlig unzureichend ist, denn es sind ja keine Kohlen mehr zum Heizen vorhanden, obwohl der Dampfer noch nicht in den Hafen einlaufen konnte. Und jetzt ist er auch noch manövrierunfähig.

Auf einem Schiff ist diese Lage in der Tat so gefährlich, dass man in der Not schon auf die Idee kommen könnte, nicht zwingend benötigtes Inventar und Aufbauten zum Heizen zu verwenden, um einen sicheren Hafen zu erreichen, um sich dort dann für die weitere Fahrt aufzufrischen.

Allerdings ist eine Situation, in der es sinnvoll wäre, tragende Teile zu verheizen, nur schwer vorstellbar. Das bedeutet nämlich, dass das Schiff sofort oder bei der nächsten größeren Belastung zerbricht und sinkt …

Warum wählte also der Ratsherr Fröhlich genau dieses Gleichnis?

Vermutlich, weil die Kernaussage stimmt: Unna ist ein Dampfer, der droht, zu kentern und weder Kapitän noch Heizer haben eine Handhabe dagegen.

Und wenn man die aktuelle, finanzielle Situation der Stadt betrachtet, so sind die negativen Vorzeichen kaum mehr zu übersehen.

Die kompletten Ersparnisse von ca. 100 Mio EUR wurden in nur wenigen  Jahren verbraucht!  Aber nicht für eine Entschuldung oder für Investitionen, sondern, um laufende Verluste auszugleichen!

Es wurden städtische Grundstücke verkauft und öffentliche Einrichtungen geschlossen.

Gleichzeitig sind die städtischen Steuern und Gebühren immer weiter erhöht worden, aber die Absenkung des Lebensstandards wurde hingenommen.

Und trotz niedrigster Zinsen ist der Schuldenberg immer noch da. Und falls sich die Zinsen zukünftig erhöhen, droht der Finanzcrash! Das wäre dann in dem Gleichnis die Welle, die das Schiff kentern lässt.

Dieser Niedergang könnte wie folgt aussehen:

  • Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen und Eigentum
  • Reduzierung der städtischen Mitarbeiter auf ein Minimum
  • Drastische Reduzierung bzw. Abschaffung der Sozialleistungen bei gleichzeitiger Erhöhung von Abgaben und Steuern
  • Direkte Enteignungen
  • Einbruch der Wirtschaftsleistung
  • Verarmung der Bürger
  • Aufstände und Unruhen

Das mag man sich alles nicht vorstellen, aber unsere Eltern und Großeltern haben das im vergangenen  Jahrhundert alles schon erlebt.

Was ist die Lösung?

Betrachtet man noch einmal das Gleichnis vom Schiff, dann fährt ein Schiff nicht unabhängig durch die Meere, sondern es folgt dem Willen seines Besitzers. Und diesen Besitzer nennt man Reeder. Der Reeder der Stadt Unna ist ein Gemenge aus Land, Bund, Europäischer  Union und anderer Institutionen. Auf keinen Fall jedoch ist der Reeder der Bürger!

Dieser Reeder hat es nun vorsätzlich oder fahrlässig versäumt, das Schiff mit ausreichend Brennstoff auszustatten. Trotzdem verlangt er von dem Schiff, bestimmte Leistungen zu erbringen.
Und nicht nur das, er erhöht diese Anforderungen sogar, indem er auf das Schiff zusätzliche Passagiere auflädt und für diese nicht genügend Versorgungsgüter bereitstellt. Es besteht jetzt nicht nur ein Brennstoffproblem, sondern jetzt entsteht auch noch ein allgemeines Versorgungsproblem.

Allerdings muss die Stadt Unna nicht zwingend ein Schiff sein,  das von fremden Willen gesteuert wird und um mildtätige Gaben in Form von Fördergeldern betteln muss.

Wir brauchen eine frei agierende Stadtvertretung, die in eigener Verantwortung und über direkte Steuern eigene Programme in allen notwendigen Bereichen durchführt.

Das Subsidiaritätsprinzip, das im Grundgesetz und in den Verträgen der Europäischen Union enthalten ist, bildet die Leitlinien dafür!

Dadurch böten sich für Unna ganz neue Perspektiven!

Als „Dampfer“ oder als Konzern wird Unna in den nächsten Jahren kentern bzw. bankrott gehen!